Hufachsmesser

Der „Hufachsmesser“ ermöglicht die absolut korrekte Stellung des Pferdebeins und erleichtert Arthrose-Patienten das Leben.

Bisher blieb es dem Augenmaß eines Schmieds überlassen, den Huf völlig gerade hinzustellen. Jetzt gibt es den Hufachsmesser mit integriertem Hufwinkelmesser, der die Stellung des Pferdes auf das Grad genau misst. Das Patent von Klaus Grimm ist insbesondere bei Arthrose-Patienten eine unerlässische Hilfe.

Jedes gesunde Pferd sollte auf geraden Hufen stehen. Schneidet der Schmied nur nach Augenmaß, so ist es möglich, dass die Winkelung der Hufsohle zum Röhrbein keine 90 Grad beträgt. Abweichungen von ein bis zehn Grad sind dabei durchaus an der Tagesordnung. Ein derart schief stehendes Pferd bewegt sich unausbalanciert und belastet seine Sehnen, Bänder und Gelenke. Auf Dauer kann das zu Schäden der Muskulatur und zu Rückenproblemen führen. Der Hufachsmesser ermöglicht Schmieden, Hufpflegern, Tierärzten und Osteopathen eine exakte Zubereitung des Hufs.

Die Handhabung ist ganz einfach: Nach dem Ausschneiden muss ein Helfer das betreffende Bein am Röhrbein halten ohne dabei ein Gelenk abzudrücken. Der Huf sollte locker nach unten hängen. Das Bein darf nicht verdreht werden und muss parallel zum Pferd gehalten werden. Der Schmied legt den Hufachsmesser plan auf den zugeschnittenen Huf und justiert den Messarm entlang des Röhrbein. Und schon kann der Wert abgelesen werden. Weicht er von null Grad ab, so muss der Schmied nachkorrigieren.

Die Idee zu seiner patentierten Erfindung kam Klaus Grimm, weil er nach einer Lösung für die Arthrose-Pferde seiner Kundschaft suchte. „Arthrose-Patienten schonen die kranke Seite ihres Beins und belasten die gesunde“, weiß er. „Folglich laufen sie den Huf an der schmerzfreien Seite mehr ab.“

Was für gesunde Pferde undenkbar wäre, ist für Arthrose-Pferde oft die Rettung: Sie müssen gemäß ihrer Schonhaltung schief gestellt werden um die kranke Beinhälfte zu entlasten. 14 Tage lang lässt Grimm die Tiere barfuß laufen. Anschließend misst er die Winkelung des Hufs. Bei schwer arthritischen Pferden beträgt die Abweichung vom Normalwert nun drei bis zehn Grad. Nun wird der Huf in seiner Schiefstellung sauber ausgeschnitten und ein Kunststoffbeschlag angebracht, um die Gelenke zu schonen. Grimm: „Ich schreibe die Gradzahl auf und bearbeite die Hufe dieses Pferdes von nun an immer mit der notierten Schiefstellung. Die Pferde laufen anschließend deutlich besser.“ 

Liegt keine Arthrose-Erkrankung vor, so sollte bei Abweichungen von über drei Grad ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Dieser erstellt eine Röntgenaufnahme, die genau klärt, was der Grund für die schiefe Stellung ist. Sparen kann sich diese Untersuchung, wer ein beschlagenes Pferd hat. „In diesem Fall ist das Problem hausgemacht“, sagt Klaus Grimm. „Bei einem Barfußgänger sollte aber geklärt werden, weshalb das Pferd schief läuft.“ Der Tierarzt kann dann bewerten, ob eine Null-Grad-Stellung überhaupt erstrebenswert ist.

Auf Wunsch gibt es den Hufachsmesser auch mit integriertem Hufwinkelmesser. Dieser misst den Winkel zwischen Hornkapsel und Tragrand. Bei einem gesunden Pferd gleich welcher Rasse treten Werte zwischen 45 und 55 Grad auf – abhängig vom Fesselstand. Der Huf sollte die selbe Winkelung aufweisen wie das Fesselbein. Bei dieser Winkelung steht das Hufbein parallel zum Boden. Eine optimale Gewichts-, und Druckverteilung vom Fesselbein auf die Hornkapsel ist gewährleistet. Weicht der Huf von den genannten Werten ab, zum Beispiel durch zu lange Zehen, so entsteht auch hier eine starke Belastung der unteren Gliedmaßengelenke. Der Hufwinkelmesser ist ebenso leicht zu bedienen wie der Hufachsmesser: Liegt das Gerät erst einmal plan auf dem Huf auf, so muss lediglich der Messarm des Winkelmessers dem Huf angepasst werden um die Gradzahl abzulesen.

Sehr beliebt ist die neue Erfindung auch bei Grimms Kunden aus dem Westernpferde-Sportbereich. Viele dieser Tiere müssen in der Disziplin Reining exakte „Sliding-Stopps“ ausführen. Dabei setzt sich das Pferd auf die Hinterhand und rutscht auf einer kerzengeraden Linie mehrere Meter weit. Eine Schiefstellung der Hufe käme hier einer Disqualifikation gleich. Schief rutschende Pferde werden nicht nur schlechter bewertet sondern belasten in besonders starkem Maße ihre Sehnen und Gelenke, was sie auf Dauer unbrauchbar machen kann.

Der Zeitaufwand lohnt sich am Ende also doch – auch wenn die Arbeit mit dem Hufachsmesser den Schmied einige Minuten mehr kostet als üblich. Das Gerät bringt ans Licht, wer exakt ausschneidet und wer nicht. Ein Kollege von Klaus Grimm, der den Hufachsmesser für einige Tage testete, befand am Ende: „Da muss man zu genau arbeiten.“ Und genau aus diesem Grund sagte einmal ein Veterinär: „Wenn jeder Schmied dieses Gerät einsetzen würde, hätten wir Tierärzte viel weniger Arbeit.“


Regina Buckreus